Montag, 19. Juli 2010

7. Tag - Carcassonne - Saint-André-de-Cubizac - 30 km Rad/400 km Zug/25 km Auto

Da mein Zug erst nach 17 Uhr fahren sollte, hatte ich noch den gesamten Vormittag und Mittag Zeit. Die nutzte ich - auch aufgrund eines guten Rates eines deutschen Radfahrpaares aus Berlin und besuchte eine Veloreparatur in Carcassonne. Dort hatte man ein gutes Modell vorrätig und baute es mir auch gleich an. Als ich nach einer öffentl. Telefonzelle fragte, gab man mir das Firmenhandy u. ich durfte kostenlos nach Deutschland anrufen. Überhaupt war das Team dort supernett und nach 30 min. hatte ich mein Rad zurück. Hocherfreut fuhr ich zum Campingplatz zurück, aß noch ein wenig Frühstück und begann dann, meine Sachen zu packen u. das Zelt abzubauen. 12 Uhr musste man den Platz verlassen haben. Da ich aber bei der Hitze keine Lust hatte, mit einem voll beladenen Rad 5 h lang durch die Stadt zu rollen, stellte ich es kurzerhand mit einem Zettel versehen vor dem Zelt der Berliner ab. Die waren aber wohl gar nicht da. Ich ging noch einmal auf die Burg, ließ mir viel Zeit, aß ein Eis und ging danach noch in die Innenstadt. Hauptsache irgendwie "Zeit totschlagen". Kurz nach 16 Uhr holte ich mein Rad ab und fuhr gemächlich in die City, trank in einem Cafe noch eine Orangina ( Was sonst *g*) und begab mich zum Bahnhof. Leider sind Fahrstühle in Frankreich Fehlanzeige, so dass ich das Gepäck auf den Bahnsteig tragen musste. Ein netter Franzose trug mir wortlos das Rad hinterher. Das ist echter Service. :-) Auf dem Bahnsteig unterhielt ich mich mit zwei Frauen aus Agen und fragte auch gleich den Schaffner, wo der Radwagen h alten würde.
Plötzlich kam Hektik auf. Der Schaffner gestikulierte wie wild, ich sollte weg von der Bahnsteigkante - dabei stand ich schon am Geländer. Dann kam ein TGV durchgefahren, dass es einem Angst und Bange werden konnte . Der Sog war gigantisch!
Der Zug nach Bordeaux hatte 30 min. Vespätung, war wohltemperiert und 4 Radfahrer haben wegen mir ihre Räder weggeschoben, weil ich mit meinem Rad bis zur Endhaltestelle fahren würde. So ein Aufwand. Nach 3 h kam ich in Bordeaux an.

Was man leider verschwiegen hatte: der Bahnhof befindet sich ganz im Süden der Stadt. Ich hatte für Bordeaux und die nähere Umgebung nach wie vor keine detaillierte Radkarte. Es grenzte also wieder an ein Glücksspiel, aus der Stadt herauszukommen. Ein Mann zeigte mir den Radweg, der durch die Altstadt immer am Fluss entlang führt. Gut gelaunt fuhr ich gen Norden, denn ich wollte ja zum Campingplatz und es war schon weit nach 21 Uhr. Irgendwann endete der Radweg abrupt und ich stand vor der Qual der Wahl, Nachdem ich mich für die nordwestliche Richtung entschieden hatte, tauchte ein Mac Donalds auf. Da könnte ich ja noch was essen - aber ein Angestellter wollte, dass ich mein Rad wegstelle. Ich konterte mit einer Gegenfrage: Wo ist der nächste Campingplatz? Er griff sich den nächstbesten Gast heraus und stellte die gleiche Frage. Und ich hatte einen 6er im Lotto ergattert, denn in diesem Augenblick ging ein Gewitter nieder, dass mir Hören und Sehen verging. Das Paar mit zwei kleinen Mädchen - er sprach nur französisch - sie sprach perfekt englisch - erklärten mir, dass der Campingplatz 25 km entfernt bestehen würde, dass ich mit dem Rad aber nicht auf der Straße langfahren dürfte. Ich war fertig mit der Welt. Gewitter, 25 km, es wurde dunkel und nun so eine Hiobsbotschaft. Ich muss ziemlich verzeifelt ausgesehen haben, denn die Frau wies ihren Mann an, sie nach Hause zu fahren, zu mir zurückzukehren und mich samt Fahrrad und Gepäck zum Campingplatz zu chauffieren. Ich war ganz perplex. Dass die Franzosen nett sind, hatte ich schon öfters feststellen dürfen, aber so nett.. das übertraf die kühnsten Erwartungen. Der Mann fuhr mich mit einem Affenzahn über die Stadtautobahn. Wir waren ziemlich lange unterwegs und ich wette, dass das mehr als nur 25 km waren. Als er mich am Campingplatz ablieferte, wollte er nicht mal Geld dafür nehmen. Eine kurze Umarmung und ich schritt überglücklich zur Rezeption, fragte auf französisch, ob ich noch einen Platz bekäme, zückte wie gewohnt meinen Personalausweis und erhielt zur Antwort im besten Deutsch: Klar haben wir noch was frei. Der Besitzer war ein Deutscher um die 50. Dass er "vergaß", mir 10 Euro rauszugeben, war mir dann auch egal. Bei Dunkelheit, nur von Gewitterblitzen erhellt und strömenden Regen baute ich in 5 min. mein Zelt auf und schlief erschöpft aber zufrieden ein.

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