Montag, 19. Juli 2010

14. Tag - 9. 7. 2010 - Bordeaux - Paris - Stuttgart

Nun ist er da, definitiv - der letzte Urlaubstag! Ich wache schon recht früh auf und schaue SAT1. Wie peinlich *g*. Nach 2 Wochen TV-Abstinenz irgendwie lustig. Bis 12 Uhr darf ich auf dem Zimmer bleiben. Das nutze ich natürlich bis zur letzten Minute aus. Das Fahrrad steht - unangekettet - immer noch auf dem Parkplatz. Toll! Ich bepacke zum letzten Mal das Rad und zuckel zum Flughafen... keine 500 m weiter. Eigentlich bin ich viel zu früh, aber die Angst ist da, dass Air France wohlmöglich keinen Karton für mich haben könnte. Aber oh Wunder! Der Karton ist da. Ich falte ihn, nehme das Rad auseinander. Beim Pedalabschrauben hilft mir ein älterer Herr netterweise. Dann gebe ich das Rad ab. Das Personal ist supernett, hilft mir, macht Platz für mich. Der Herr am Schalter spricht perfekt deutsch (ist aber definitiv Franzose!). Nachdem das Rad auf dem Förderband verschwunden ist, habe ich noch 2 h Zeit. Ich esse eine Kleinigkeit, schaue diverse Läden an, ziehe mich um - keine Radkluft mehr, sondern Zivil. Ein Fluggast schaut deshalb ganz perplex *g*. 16 Uhr geht der Flug nach Paris CdG. Dort ist mal wieder Hektik. Aber mein Flug hat fast 1 h Verspätung. Also Däumchen drehen u. warten. 20.05 Uhr heben wir ab - Au Revoir, France. Es war nett und ich bin traurig. Aber irgendwann komme ich wieder. Versprochen!

PS: Alle Rechtschreibe- und andere Fehler darf der ehrliche Finder behalten ;-)

13. Tag - Carcans Plage - Bordeaux - 75 km

Schock im Morgengrauen: 26 Euro für den Campingplatz neben dem Klo mit Flutlicht. Aber ich hätte es ahnen müssen: er ist in deutscher Hand. Frechheit!
Der Tag wurde wieder sehr heiß. Man sollte sich möglichst zwischen 12 und 16 Uhr nicht im Freien aufhalten. Sehr lustig. Und wer fährt mich nach Bordeaux? Kein Schatten weit und breit, dafür wieder schnurgerade Radwege, die nicht enden wollten. Selten, dass ich mal jemandem begegnete. Die erste Strecke im Wald war gerade mal 1 m breit. Bei jedem Gegenverkehr musste eine Partei sein Rad in den Sand stellen. Ab Lacanau gibt es einen ganz offiziellen Fernradweg nach Bordeaux. (Alle Wege führen nach Lacanau, denkt man zumindest, wenn man überall das Schild liest, selbst in Bordeaux selbst). Aber das nur nebenbei.
Irgendwo bei Saint-Médard-en-Jalles genehmigte ich mir ein Essenspäuschen an einer schattigen Aire. Nur Campingplätze: Fehlanzeige! Ja, Bordeaux... nicht wahr *g*. Die Stadt kommt immer näher und mir schwant nicht Gutes. Nach einem Boxenstopp im Mac Donalds fahre ich zur nächsten Bushaltestelle, schreibe mir den Routenverlauf samt Straßen ab und folge diesen. Voîla! Ich stehe fix und fertig bei der Hitze vor dem Etap-Hotel. Einziger Schönheitsfehler: daneben ist der Flughafen. Ich bin also eigentlich schon zu weit gefahren. Aber egal. Eingecheckt, Gepäck aufs Zimmer geschleppt... wow! Ein Etap mit Klimaanlage. Wahnsinn. Und gekühlte Getränke im Automaten. Luxus pur! Nach einer Runderneuerung mache ich mich schick (bin ja schließlich eine Frau ) und fahre mit dem nächsten Bus nach Bordeaux, denn: aller guten Dinge sind drei. Diesmal habe ich Glück. Die Stadt ist gnädig gestimmt. Es macht Spaß. Komisch, wenn man mit dem Bus die Strecke fährt, die man am Tag 1 der Tour mit dem Rad langezuckelt ist.

12. Tag - Soulac-de-Mer - Carcans Plage - 65 km

Tour de Force. 65 km klingt verhältnismäßig wenig, wenn man aber auf dieer Strecke weder Schatten, geschweige denn etwas zu Trinken hat, kann man auch gleich durch die Wüste robben. Hat letztendlich den gleichen Effekt. Anfangs haben mir die adretten, schnurgeraden Radwege durch den Pinienhain noch gefallen, aber dann wurde es einsam - bis auf das überlaute Zirpen der Zikaden. Und hügelig wurde es auch noch. Damit rechnet man doch mitten im Wald parallel zum Atlantik nicht. Nicht eine einzige Wolke am Himmel! Gefühlte 10 h später (es waren natürlich nur 3 1/2 - 4 h),aber genau kann ich das nicht mehr sagen, denn irgendein Depp hatte beim Tacho auf Reset gedrückt, kam ich in Carcans an, und zwar mit allerletzter Kraft. Natürlich gab es als erstes Orangina bis zum Abwinken *g*. Furchtbar diese Sucht! Der Ozean ist einfach toll! Gerne wäre ich Windboard gefahren, aber als Streifenhörnchen auf so einem Brett hätte mich sicherlich Greenpace retten wollen. Heute Abend spielt D gegen Spanien. Paule, die Krake meint ja, dass Spanien gewinnen wird. Hoffentlich lässt man sie leben. Irren kann auch mal krakig sein.
Morgen muss ich noch einen Zahn zulegen, damit der Abreisetag am Freitag nicht in Stress ausartet. Am Abend - während des Spiels - sitze ich im Restaurant und Esse Muscheln mit Creme Fraîche. Lecker! Deutschland verliert, ich fotografiere deshalb lieber den Sonnenuntergang und drei süße Kätzchen. Hoffentlich gehören die jemandem.

11. Tag - Ile d´Oléron - Soulac-de-Mer - 75 km

Ist heute Montag oder Dienstag? Allmählich verliere ich das Gefühl für Zeit. Aber es ist schon Dienstag und in 3 Tagen muss ich schon wieder nach Hause fliegen. :-( Der Weg zurück nach Royan verläuft komplikationslos. Anscheinend hatte ich diesmal ab dem Leuchtturm eine andere Strecke eingeschlagen, komme so direkt am Strand vorbei und muss nicht durch einige zeitraubende Ortschaften fahren. Eine Dose Cola kostet im Cafe vor der Fähre sage und schreibe 2,50 Euro. Bisher der Rekord! Aber ich muss was trinken. Auf der Fähre sind diesmal erschreckend viele Deutsche. Ich gebe mich aber nicht zu erkennen (heute im italienischen Radtrikot *g*)Auf der Karte hatte ich einen Radweg entdeckt, der ein Teilstück am Atlantik langführt. Dieser entpuppt sich als Gesamtkunstwerk von über 200 km und reicht bis an das untere Ende der Gironde unterhalb von Bordeaux. Super! Der Weg ist sehr gut gepflegt und an Gefahrenstellen grün eingefärbt. So macht das Fahren selbst bei diesen Temperaturen Spaß.
In Soulac-de-Mer suche ich die Office de Tourisme heim, erhalte kostenlose Lagepläne und den Tipp, wo sich der nächste Campingplatz versteckt. Und den finde ich dann auch prompt mitten im Wald,und zwar einen schönen Municipalcampingplatz. Die Herren in der Reception machen aus mir kurzerhand ein *Campingcar* - klingt komisch, erspart mir aber viel Geld. Nette Geste :-) Am Abend fahre ich noch kurz ins nächste Dorf und kaufe was zum Essen und Trinken. So neigt sich auch dieser Tag dem Ende zu.

10. Tag - Ruhetag Ile d´Oléron - 65 km

Heute ging es mit dem Schiff raus auf den Atlantik, einmal das Fort Boyard umrunden. Danach gab es leckere Muscheln. Der Gegenwind war sehr zermürbend. Am Ende des Tages war ich doch wieder 65 km unterwegs gewesen. Zweimal bin ich nach Dolus in den Supermarché gefahren. Erinnerungen an den Urlaub 2006 :-)

Am Abend fahre ich aus Neugierde noch nach Chateau d´Oléron. Dort findet ein Musikfestival statt und die Festung ist auch sehr sehenswert. Nach einem grandiosen Sonnenuntergang gehe ich schlafen, denn am nächsten Tag sollte es wieder Richtung Festland gehen.

9. Tag Pauillac - Chateau d´Oléron - 126 km

Heute bin ich die Königsetappe gefahren. Das habe ich natürlich erst bei Ankunft auf der Ile d´Oléron gewusst. Aber 126 km in 8 1/2 h sind schon grenzwertig! Wieder bin ich an vielen Weingütern vorbeigefahren, u.a. auch an dem der Familie Rothschild. Sehr imposant das Ganze! Nach 65 km tauchte am Pointe de Grave endlich die Fähre nach Royan auf. Im Gegensatz zu der nach Lamarque ein Luxusliner. Kaum in Royan gestrandet, wurde ich auch schon vom Tourismus und den beginnenden Ferien in Frankreich überrollt. Touristenhochburgen, unverschämte Preise...Das war wie eine andere Welt. Aber der Radweg ist 1A. Da gibts nichts zum Meckern. Der Leuchtturm war jetzt nicht das non plus ultra (fanden andere wohl auch und ergriffen schnellstmöglich die Flucht). Die letzte Strecke im Wald zog sich endlos hin und wurde nur unterbrochen von plötzlich auftauchenden Steigungen. Die Dünen dort sind gigantisch hoch. Dann kam die erste Brücke, sehr steil, aber noch machbar. Nachdem ich am Strand entlanggeradelt bin und noch ein Essenspäuschen gemacht hatte, ging es an die große Brücke zur Ile d´Oléron. Die ist zwar überhaupt nicht steil, aber lang und es war an dem Tag extrem windig, so dass ich nach 1/3 der Strecke das Rad schieben musste. Mit sage und schreibe 12 km/h bin ich bergab gefahren. Super *g*. 20.10 Uhr kam ich am Campingplatz an. Gerade noch rechtzeitig. Das Personal wollte gerade Feierabend machen. Mit 15 Euro war es gewohnt teuer. Aber seit heute ist hier Hochsaison. Andere Zeiten, andere Preise.
Ein Wermutstropfen hatte das Ganze: Türkische Toiletten. Die kann ich ja nun überhaupt nicht ausstehen. Aber ansonsten sehr schöne Gegend.

8. Tag - Saint André de Cubizac - Pauillac - 55 km

Die Fahrt gestaltet sich zäh. Schuld daran ist, dass sich jeder Ort auf einer kleinen Anhöhe befindet und hinterher alles wieder hübsch bergab geht. Nach dem 4. Dorf wird das Prozedere etwas zermürbend. Leider befinden sich die schönsten Fotomotive immer gerade auf halber Anhöhe, so dass ich lieber darauf verzichte, wenn ich mein Rad nicht schieben möchte. Ein Supermarché wird zum "Auftanken" angesteuert, auch eine Apotheke steht heute auf dem Plan.
In Bourg sehe ich eine Fähre und neugierig, wie ich nun einmal bin, setze ich einfach über. Nun befinde ich mich im Medoc, in Lamarque. Hier ist es nicht ganz so hügelig, überall befinden sich Weinberge und Chateaus. Aber nach 55 km habe ich einfach keine Lust mehr. Schnell noch Getränke gekauft und dann freudestrahlend den nächsten Municipal-Campingplatz in Pauillac angesteuert. 10 Euro/Nacht ist ein guter Preis. Der Zeltplatz besticht durch topsaubere Waschanlagen. Eher zum Schmunzeln ist die "Knüllwald-Sauna" Made in Allemagne. Und auf dem Waschtrakt befindet sich sogar ein Wirlpool. Wie dekadent! Seit langem sehe ich wieder deutsche Wohnmobile. Der Besitzer denkt wohl, ich sei Französin und er ruft mir während meines Abendbrotes zu, welches ich vor dem Zelt auf meiner Isomatte verspeise *C´est drôle*. Ich bin höflich und verkneife mir zu fragen, ob er auch einen VHS-Sprachkurs belegt hat. Denn dieser Satz *Das ist drollig/lustig* ist eines der ersten Sätze, die man so lernt. Außerdem gewinnt Deutschland gegen Argentinien 4:0. Da ist Frau mal gnädig gestimmt ;-)
Anmerkung: Pauillac hat zwar nur 5300 Einwohner, aber in dem Hafen dort werden vorgefertigte Teile des A380 auf Kähne verladen, eine Etappe der Tour-de-France geht durch diesen Ort und in der ersten Septemberwoche findet dort immer der "Längste Marathon der Welt" statt, der zwar auch nur etwas mehr als 42 km lang ist - aber da neben Obst auch Wein unterwegs angeboten wird, erreichen etliche Läufer das Ziel nur im Zickzackkurs, was die Strecke natürlich etwas verlängert *g*.

7. Tag - Carcassonne - Saint-André-de-Cubizac - 30 km Rad/400 km Zug/25 km Auto

Da mein Zug erst nach 17 Uhr fahren sollte, hatte ich noch den gesamten Vormittag und Mittag Zeit. Die nutzte ich - auch aufgrund eines guten Rates eines deutschen Radfahrpaares aus Berlin und besuchte eine Veloreparatur in Carcassonne. Dort hatte man ein gutes Modell vorrätig und baute es mir auch gleich an. Als ich nach einer öffentl. Telefonzelle fragte, gab man mir das Firmenhandy u. ich durfte kostenlos nach Deutschland anrufen. Überhaupt war das Team dort supernett und nach 30 min. hatte ich mein Rad zurück. Hocherfreut fuhr ich zum Campingplatz zurück, aß noch ein wenig Frühstück und begann dann, meine Sachen zu packen u. das Zelt abzubauen. 12 Uhr musste man den Platz verlassen haben. Da ich aber bei der Hitze keine Lust hatte, mit einem voll beladenen Rad 5 h lang durch die Stadt zu rollen, stellte ich es kurzerhand mit einem Zettel versehen vor dem Zelt der Berliner ab. Die waren aber wohl gar nicht da. Ich ging noch einmal auf die Burg, ließ mir viel Zeit, aß ein Eis und ging danach noch in die Innenstadt. Hauptsache irgendwie "Zeit totschlagen". Kurz nach 16 Uhr holte ich mein Rad ab und fuhr gemächlich in die City, trank in einem Cafe noch eine Orangina ( Was sonst *g*) und begab mich zum Bahnhof. Leider sind Fahrstühle in Frankreich Fehlanzeige, so dass ich das Gepäck auf den Bahnsteig tragen musste. Ein netter Franzose trug mir wortlos das Rad hinterher. Das ist echter Service. :-) Auf dem Bahnsteig unterhielt ich mich mit zwei Frauen aus Agen und fragte auch gleich den Schaffner, wo der Radwagen h alten würde.
Plötzlich kam Hektik auf. Der Schaffner gestikulierte wie wild, ich sollte weg von der Bahnsteigkante - dabei stand ich schon am Geländer. Dann kam ein TGV durchgefahren, dass es einem Angst und Bange werden konnte . Der Sog war gigantisch!
Der Zug nach Bordeaux hatte 30 min. Vespätung, war wohltemperiert und 4 Radfahrer haben wegen mir ihre Räder weggeschoben, weil ich mit meinem Rad bis zur Endhaltestelle fahren würde. So ein Aufwand. Nach 3 h kam ich in Bordeaux an.

Was man leider verschwiegen hatte: der Bahnhof befindet sich ganz im Süden der Stadt. Ich hatte für Bordeaux und die nähere Umgebung nach wie vor keine detaillierte Radkarte. Es grenzte also wieder an ein Glücksspiel, aus der Stadt herauszukommen. Ein Mann zeigte mir den Radweg, der durch die Altstadt immer am Fluss entlang führt. Gut gelaunt fuhr ich gen Norden, denn ich wollte ja zum Campingplatz und es war schon weit nach 21 Uhr. Irgendwann endete der Radweg abrupt und ich stand vor der Qual der Wahl, Nachdem ich mich für die nordwestliche Richtung entschieden hatte, tauchte ein Mac Donalds auf. Da könnte ich ja noch was essen - aber ein Angestellter wollte, dass ich mein Rad wegstelle. Ich konterte mit einer Gegenfrage: Wo ist der nächste Campingplatz? Er griff sich den nächstbesten Gast heraus und stellte die gleiche Frage. Und ich hatte einen 6er im Lotto ergattert, denn in diesem Augenblick ging ein Gewitter nieder, dass mir Hören und Sehen verging. Das Paar mit zwei kleinen Mädchen - er sprach nur französisch - sie sprach perfekt englisch - erklärten mir, dass der Campingplatz 25 km entfernt bestehen würde, dass ich mit dem Rad aber nicht auf der Straße langfahren dürfte. Ich war fertig mit der Welt. Gewitter, 25 km, es wurde dunkel und nun so eine Hiobsbotschaft. Ich muss ziemlich verzeifelt ausgesehen haben, denn die Frau wies ihren Mann an, sie nach Hause zu fahren, zu mir zurückzukehren und mich samt Fahrrad und Gepäck zum Campingplatz zu chauffieren. Ich war ganz perplex. Dass die Franzosen nett sind, hatte ich schon öfters feststellen dürfen, aber so nett.. das übertraf die kühnsten Erwartungen. Der Mann fuhr mich mit einem Affenzahn über die Stadtautobahn. Wir waren ziemlich lange unterwegs und ich wette, dass das mehr als nur 25 km waren. Als er mich am Campingplatz ablieferte, wollte er nicht mal Geld dafür nehmen. Eine kurze Umarmung und ich schritt überglücklich zur Rezeption, fragte auf französisch, ob ich noch einen Platz bekäme, zückte wie gewohnt meinen Personalausweis und erhielt zur Antwort im besten Deutsch: Klar haben wir noch was frei. Der Besitzer war ein Deutscher um die 50. Dass er "vergaß", mir 10 Euro rauszugeben, war mir dann auch egal. Bei Dunkelheit, nur von Gewitterblitzen erhellt und strömenden Regen baute ich in 5 min. mein Zelt auf und schlief erschöpft aber zufrieden ein.

6. Tag - Carcassonne - Ruhetag - 45 km

Nachdem ich am Vorabend noch der Burg einen Beusch abgestattet hatte, wollte ich heute die Burg ganz offiziell zur Öffnungszeit besuchen.
Leider herrscht hier die gleiche Unsitte wie auf dem Mont St. Michel - Souvenirbuden, so weit das Auge reicht.
8 Euro Eintritt für den Besuch ohne Führung sind nicht gerade billig, aber nun hatte ich mich so auf Carcassonne gefreut - da wollte ich mir das nicht verderben lassen. Die Burg ist wirklich imposant. Wenn man bedenkt, dass der größte Teil erst im 19. Jahrhundert wieder aufgebaut wurde... das sieht man dem Bauwerk gar nicht an. Auch die Kirche war wunderschön und Zufluchtsort für all die Hitzegeplagten. Als ich am Nachmittag noch mal vorbeischaute, fand gerade ein Orgelkonzert statt. Die Akkustik ist wirklich gut! Natürlich wurde wieder reichlich Eis und Orangina konsumiert. Aber ohne Flüssigkeit hält man es keine halbe Stunde aus. Nach meiner Rückkehr besuchte ich erst einmal den Pool - es war gerade Mittagszeit und das Becken leer - gut so, denn ich sah aus wie ein Streifenhörnchen und wäre sicher der Lacher des Tages geworden. Das kühle Nass war eine Wucht und erfrischte mehr als 1 l Perrier auf ex *g*. Am Nachmittag fuhr ich wieder in die Stadt, auf der Suche nach dem Bahnhof, denn am nächsten Tag sollte es ja nach Bordeaux gehen. Nur gut, dass ich diese Idee hatte. Denn man muss mit Rad mindestens 1 Tag vorher den Zug reservieren. Ich hatte Glück und ergatterte noch ein Ticket für den Abendzug. Dann schaute ich noch in der Innenstadt vorbei und kaufte mir mein Abendbrot in Form von Couscous in der Schale. Sehr lecker! Auf dem Heimweg traf ich wieder die Entenmutter mit den süßen Küken und lichtete sie natürlich ab. Ein italienischer Velofahrer half mir auf dem Campingplatz und schaffte es endlich, genügend Luft in meine Reifen zu pumpen. Hightech eben.

5. Tag - Deyme - Carcassonne - 96 km

Heute führte mich der Weg weiter den Canal du Midi entlang nach Carcassonne. Sehr schön anzuschauen sind die Ortschaften Villefranche-de-Lauragais und Castelnaudary. In einem kleinen Ort gab es plötzlich nicht mehr nur einen Kanal, sondern 3 Stück und nirgends ein brauchbarer Hinweis, welcher denn nun der Canal de Midi sein könnte. Ich fragte einen sehr alten Angler, der mir erstaunlicherweise nicht auf französisch, sondern sofort auf englisch antwortet. Das hatte ich zuvor auch noch nicht erlebt. Er entschuldigte sich sogar für sein angeblich nicht perfektes Englisch (wenn der wüsste, wie schlecht meines ist *g*). So alt, wie er war, könnte er glatt noch als Alliierter im 2. WK mitgewirkt haben.

Aber kaum, dass das Departement Haute Garonne zu Ende war, begann das Ungemach in Form eines ca. 40 km langen Singletrails. Ich hätte nie gedacht, dass meine Winterfahrerfahrungen einmal im Hochsommer bei Sand und unwegsamem Gelände zum Tragen kommen würden. Mit Trekkingrad und Gepäck macht so eine Tour über Kurz oder Lang wirklich keinen Spaß mehr. Zudem war es wieder besonders heiß und mein Getränkeverbrauch stieg ins Unermessliche. An einer sehr schönen Schleuse (eigentlich waren es 3 Schleusen, die stufenweise angelegt waren) gönnte ich mir dann eine Orangina und einen riesigen Eisbecher. Die Kellnerin fragte ich auf französisch, wann denn endlich Carcassonne in Sicht käme. Sie meinte lachend, dass es nur noch 15 min. Fahrtzeit wäre. Anfangs dachte ich, sie hätte das auf ihr Moped bezogen, aber als ich nach 15 min. wirklich eine Stadt erblickte, und das mit wirklich allerletzter Kraft, bejahte eine Passantin, dass dies in der Tat Carcassonne wäre. Ich hätte ihr am Liebsten die Füße geküsst - so fix und fertig war ich mit der Welt. Der defekte Gepäckträger hatte auch meine letzten Nerven geraubt, kurz vor dem Campingplatz entfernte ich das Schutzblech, dass mittlerweile auf den Reifen drückte und furchtbare Geräusche verursachte. Dann stand ich vor dem Camping de Cite. Hurra! Und für 9.80 Euro bekam ich ein schönes, schattiges Plätzchen. Sogar ein Pool war vorhanden. Herz, was willst du mehr!

4. Tag - 29. 6. 2010 - von Moissac nach Deyme - 98 km

Meine heutige Tour führte mich bei großer Hitze über 98 km nach Toulouse, wo der Canal de Garonne endet. Leider etwas abrupt mitten in der Stadt und da ich mit dem Rad keine Treppen hinauffahren kann, muss ich wieder ein wenig zurückfahren. In Toulouse führen zwar alle Wege nach Rom, aber anscheinend keiner zum Canal du Midi. Irgendwann - zwischen zwei Metrostationen - finde ich ihn dann doch noch. Nebenbei entdecke ich zwei schöne Kirchen. Hier wachsen schon überall Palmen und geben der Stadt ein sehr südländisches Flair. Leider sind die Wege am Canal du Midi nicht annähernd so schön wie am Canal de Garonne.
Und das hat seinen Preis! Mein Gepäckträger ist gebrochen. Super! Notdürftig "repariere" ich ihn mit Klebeband und 2 Kabelbindern. Man sieht: nichts wird umsonst mitgeschleppt.
Weiter gehts am Canal entlang. Aber irgendwann habe ich den selbigen voll und suche nach dem nächsten Campingplatz, der sich zum Glück bei Deyle auch zeigt.
Mit 7 Euro ist es wieder ein Schnäppchen, meine Nachbarn sind Bayern, aber das kann man ja ignorieren. Ich genehmige mir noch ein schönes kaltes Abendbrot und schlafe geschafft, doch zufrieden ein, denn morgen geht es endlich nach Carcassonne.

Donnerstag, 15. Juli 2010

3. Tag - Lagruere - Moissac - 100 km

Nachdem meine Eltern mir die Stadt Moissac an der Tarn schmackhaft gemacht hatten, gab es nur ein Ziel. Zwar lag es nicht *gleich auf der Strecke*, sondern 100 km vom letzten Campingplatz entfernt, aber da die Strecke und das Wetter hervorragend waren, stand dem Abenteuer nichts mehr im Wege.
Bis Agen ging auch alles seinen relativ ruhigen Gang. In der Stadt selbst verursacht die Ausschilderung etwas Verwirrung, aber irgendwie hatte ich das richtige Gespür, so dass ich schnell wieder am Kanal landete. An einem Yachthafen tummelte sich eine Entenfamilie und vor allem die Kücken waren sehr süß anzusehen. In Saint-Jean de Thuriac gab es ein Dorf, welches sich komplett auf den Veloverkehr eingestellt hatte. Der Supermarkt war klein, aber sehr fein und ältere Damen auf Rädern waren von meinem Rad samt Gepäck begeistert. Immer wieder tauchten auch Radwegweiser auf, die besonders das Gebiet von Tarn und Garonne anpriesen. Ich traf auf ältere Franzosen, die fröhlich und sehr nett daherkamen. Überhaupt waren die Menschen hier sehr offen und immer gut gelaunt, was mir natürlich auch selbst zugute kam. Nachdem auch Valence erreicht war, konnte dem Endspurt nichts mehr im Wege stehen. Nach 100 km erreichte ich die römische Stadt Moissac, die schon durch die Brücke über die Tarn eine sehr imponierende Silouette aufweist. Ein nettes Schweriner Ehepaar zeigte mir den Weg zum Campingplatz, der wunderbar zwischen Tarn und dem Kanal gelegen ein ruhiges und vor allem schattiges Plätzchen bot. Am Abend machte ich noch einen Abstecher in die Stadt - auch, um Lebensmitttel einzukaufen. Ein Gewitter grummelte in der Ferne, kam aber zum Glück nicht bis zur Stadt.

2. Tag - 27. 6. 2010 - von Cadillac nach Lagruere - 65 km

Nachdem ich fluchtartig die Szenerie verlassen hatte, fuhr ich durch den morgendlichen Nebel Richtung La Réole. Der Anfang war noch recht zäh. Ich musste erst wieder in die Gänge kommen und zudem war die Gegend sehr hügelig. Aber nach 20km hatte ich den Tritt gefunden, an 2 Tante-Emma-Läden Halt gemacht und mich mit Getränken eingedeckt. In einem kleinen Dorf machte ich dann Rast, kaufte mir ein Pain au Chocolade und aß es auf einer .. genau! Parkbank. Die Sonne kam allmählich heraus und es wurde immer wärmer. Auf der Straße zu fahren ist anstrengend, denn ständig wird man von Autos überholt, die nur knapp an einem vorbeibrausen. Kurz vor Mittag erreichte ich eine kleine Aire und aß erst mal meinen Couscous. Nach einigem Auf und Ab erreichte ich endlich La Réole. Ein sehr malerisches Fleckchen an der Garonne. Natürlich machte ich Fotos und weiter ging es Richtung Marmande.
Hier quälte ich mich bei bestem Wetter die Altstadt herauf und bewunderte den englischen Garten neben der Kirche. Sogar einen Mac Donalds suchte ich heim, aber bei den Temperaturen half nur noch eisgekühlte Cola und ein leckeres Eis. Die Franzosen scheinen dem Fastfood gar nicht mehr so abgeneigt gegenüberstehen. Das Haus war brechend voll! Nun trennten mich nur noch wenige Kilometer vom Canal de Garonne . Und da war er dann. Traumhaft, schattig, gut asphaltiert. Besser konnte es bei den Temperaturen gar nicht kommen. Hier wuchs Bambus in schwindelerregende Höhen. Irgendwie konnte ich gar nicht glauben, in Frankreich zu sein.

Diesmal ging ich auf Nummer Sicher - als der erste Campingplatz auftauchte, nahm ich diesen und der war mit 7 Euro nicht nur preiswert, sondern auch sehr idyllisch gelegen. Am nächsten Tag wollte ich ja etliche Kilometer mehr zurücklegen, da war eine kleine Ruhepause nicht so schlecht, die auch gleich zum Wäschewaschen und -trocknen genutzt wurde.

Tour de Velo - 900 km mit dem Rad durch Südfrankreich




Heute melde ich mich mal wieder nach längerer Zeit. Ich konnte es nicht lassen und habe auch diesen Urlaub wieder auf dem Fahrrad verbracht. Diesmal wurden ganze 13 Tage daraus. Start war in Bordeaux und meine erste Route führte mich direkt ins ca. 400 km entfernte Carcassonne im Südosten Frankreichs. Als Burgenliebhaberin einfach ein Muss. Danach ging es mit dem CORAL-Zug zurück nach Bordeaux und von dort aus mit dem Rad an der Gironde entlang bis hoch zur Ile d´Oléron und danach direkt am Atlantik entlang wieder zurück bis nach Bordeaux. Im Gegensatz zur meiner Tour durch die Schweiz hatte ich diesmal immer schönes Wetter, Temperaturen zwischen 32 und 40 Grad und da ich meine Flüge bereits im Februar gebucht hatte, konnte ich diesmal auch nicht so einfach "fliehen", was aber auch gar nicht nötig war :-)

1. Tag 26.7.2010 - Stuttgart - Cadillac
Nun war es endlich soweit! Mein Fahrrad war verpackt, das Gepäck stand bereit und ab ging es zum Stuttgarter Flughafen. Erstaunlicherweise verlief alles komplikationslos. 40 Euro Zusatz-kosten für das Fahrrad als "Sportgepäck", dann noch durch die Kontrolle und nun konnte meiner Tour durch Südfrankreich fast nichts mehr im Wege stehen. Der Flug nach Paris war kurz und schmerzlos. danach hatte ich iüber 4 h Aufenthalt. da ein RER-Ticket vom Flughafen Charles-de-Gaulle und zurück aber gleich mit 18 Euro zu Buche geschlagen hätte, machte ich mit dem kostenlosen Shuttlebus eine Flughafenrundfahrt. die war auch sehr lustig *g*. Eher nervig war die Nachkontrolle des Handgepäcks eines übereifrigen franz. Beamten. Der mokierte natürlich meine Klebebandrolle, die ich fürs Fahrradverpacken benötigt hatte. mit 15 Minuten Verspätung starteten wir nach Bordeaux. 19.30 Uhr hatte ich mein Rad endlich wieder zusammengebaut und die Reise ins Ungewisse konnte beginnen, und zwar bei 32 Grad im Schatten!
Die Luft reicht nicht, die Pumpe will nicht, 32 Grad auch nach 20 Uhr. Das schlägt auf die Stimmung.Und weit und breit kein Bordeaux in Sicht, denn der Flugplatz ist ja in einem Vorort dessen. Dann endlich.. der Moloch Bordeaux. An jeder Ampel ROT! Und das aller 50 m. Es geht nicht vorwärts. Ich beginne die Stadt zu hassen. Die Vororte nehmen kein Ende. Googlemaps führt mich von Pontius nach Pilatus. Aber von Beautiran keine Spur. Irgendwann - kurz nach 22 Uhr und Fahrten über sehr belebte Fernverkehrsstraßen, vorbei an Schafherden und schönen Chateaus - komme ich nach Beautiran. Beau = schön ist hier fast nichts. Der Campingplatz existiert gar nicht! Was nun? Ich ziehe meine Warnweste (in F bei Dunkelheit Pflicht) über und zuckel weiter, auf der Suche nach einer Bleibe.

4 Hotels haben geschlossen, große Hunde verfolgen mich. Es wird immer später. Irgendwann nach Mitternacht treffe ich endlich auf die Garonne und auf den Ort Cadillac mit seinem berühmten Schloss. Dort ist noch ein Straßenfest im Gange. Ich frage die Nächstbeste, die Richtung Park zeigt *Da ist ein Campingplatz*. Hurra! Zu früh gefreut. Ein schmiedeisernes Tor mit großem Vorhängeschloss versperrt mir den Zutritt. Entnervt schiebe ich das Rad in den kleinen Park, hole den Schlafsack raus und nächtige auf der Parkbank. C´est la vie.Leider wird die Nacht dann doch nicht so ruhig, wie gewünscht, denn eine Gruppe Halbwüchsiger hat sich dazu entschlossen, das angrenzende Freibad widerrechtlich zu benutzen. Bei den Temperaturen durchaus nachvollziehbar. Aber als sie dann in den Park kommen und mich erblicken, habe ich doch einen Augenblick Angst, die sich dann aber als völlig unbegründet erweist. Sie haben ihren Spaß und ziehen wieder ab. Es ist mittlerweile 3 Uhr morgens und weit und breit nirgends Erwachsene, die sich daran stören würden.