Donnerstag, 5. Juni 2008

Bücher und ihre Verfilmung - oder: Irren ist weiblich

Manchmal kommt es anders als man denkt... Es ist schon etwas her, als der Film *Die purpurnen Flüsse* mit Jean Reno in der Rolle des etwas strange wirkenden Kommissars Pierre Niémans im Kino lief. Ich sah mir diesen 1. Teil erst als Video an, nachdem ich den 2. Teil "Die Engel der Apokalypse" im Kino gesehen hatte. Und ganz ehrlich: ich fand den 1. Teil einfach langweilig und grottenschlecht in Szene gesetzt. Vor etwas längerer Zeit kaufte ich *Die purpurnen Flüsse* von Jean-Christophe Grangé, in der Hoffnung, dass ich es genau so schnell verschlingen würde wie alle Bücher, die ich von ihm besitze. In nicht mal 2 Tagen hatte ich es gelesen... und war ziemlich sauer auf mich. Das Buch ist absolut genial! Jean Reno ist für mich der Kommissar geblieben - ansonsten habe ich in meinem Kopfkino einfach einige neue Gesichter kreiert. Kein Regisseur wird es jemals schaffen, an das Original auch nur ansatzweise heranzukommen. Der Film konnte einfach nur schlecht werden! Schlimm genug, dass man das Ende anders gestaltete, damit man ja einen 2. Kinofilm aus dem Boden stampfen konnte. Es gibt Bücher, von deren Verfilmung sollte man einfach die Finger lassen!

Ich bin ja immer in der Zwickmühle, wenn ich mich entscheiden soll: schaue ich mir einen Film an wenn ich das Buch schon kenne? Lese ich das Buch wenn ich den Film bereits gesehen habe? Drei kurze Beispiele sollen dieses Dilemma etwas näher beleuchten:

1. Das Imperium der Wölfe von Jean-Christophe Grangé: Das Buch: Überwältigend, beängstigend, spannend, es geht Schlag auf Schlag. Der Film: Langweilig, gekürzt, die wichtigsten Stellen konnten nicht 1:1 umgesetzt werden. Fazit: Enttäuschend!

2. Sliver von Joe Eszterhas: Das Buch: gut geschrieben, spannend, der Mörder ist der Besitzer des Hauses. - im Kino: brillant umgesetzt mit Sharon Stone, Tom Berenger, William Baldwin. Atemlose Spannung, hervorragende Musik, aber: ich warte natürlich auf den Mörder... und der ist im Film ein anderer. Dumm gelaufen! Für mich natürlich. Denn an dem Film kann man wirklich nichts aussetzen!

3. "Mordshunger" von Frank Schätzing. Das Buch habe ich vor 1 Jahr gelesen, danach kaufte ich mir auch noch das Hörbuch dazu - sehr spannend verfasst, man tappt wirklich bis zum Schluss im Dunkeln. Aber der Film: seicht, langatmig, irgendwie ist es einem gleich klar, wer der Täter ist, überraschungsarm. Schade! Die Kritik war dem entsprechend vernichtend. Das hat dieses Buch einfach nicht verdient.
Da wäre noch "Der Schwarm" von Schätzing. Ich besitze zwar das Buch, die Seitenzahl war bislang aber eher abschreckend für mich. Im letzten Urlaub hörten wir uns deshalb das Hörbuch dazu an - 10 CD, sagenhaft inszeniert - wie ein Kinofilm - nur eben ohne Bild. Das entstand im Kopfkino und war stimmig! Ich habe Angst vor der amerikanischen Filmversion. Wird sie in Kitsch versinken, zum Einschlafen langweilig sein? Es gibt nichts Schlimmeres als ein hochkarätig besetzter Kinofilm nach einem Bestsellerroman, der nur ein müdes Gähnen hervorruft (ich sage nur: Sakrileg von Dan Brown -- Da Vinci Code )

Ich bin dann mal weg...

Der Ausspruch ist in aller Munde, spätestens seit dem gleichnamigen Buch von Hape Kerkeling. Ich gebe zu: dieses Buch habe ich geradezu verschlungen, so faszinierend und spannend war es für mich. Wen ich auch frage, alle sagen das gleiche: Das Buch ist echt der Hammer!

Heute las ich - eher zufällig - Todesanzeigen in einer lokalen Onlinezeitung und stieß auf eine Danksagung, die mir sofort ins Auge stach und die auch "echt der Hammer" war:

Ich bin dann mal weg...
... wollte mich aber nochmal bedanken für die Anteilnahme, die ihr alle meiner Familie entgegengebracht habt.
Auch dass sich so viele von mir verabschiedet haben, fand ich total cool.
Ich wusste gar nicht, wie vielen Menschen ich so viel bedeute! Einfach nur mega...


Ein Hauch von Tschernobyl

Hektik auf allen Sendern zu später Abendstunde. 400 km von München entfernt im slowenischen Krsko ist aus einem Reaktor Kühlwasser entwichen. Meldungen wie "Haben wir ein zweites Tschernobyl" bis " Atom-Alarm schockt Europa" gingen über den Äther. Deutschland beschwichtigte, dass keine Gefahr bestünde. Später sickerte durch, dass die Behörden den Zwischenfall zunächst als Übung gemeldet hatten. Und zu allem Überfluss sei ein falsches Formular bei der Benachrichtigung der EU ausgefüllt worden.

Irgendwann geht die Welt unter .. aufgrund eines falsch ausgefüllten Formulars.


Mittwoch, 4. Juni 2008

One world - one drupa - Düsseldorf im Ausnahmezustand

Ich war noch nie in Düsseldorf. Irgendwie hatte es sich bisher einfach nicht ergeben, diese Gegend zu bereisen. Doch nun war alles anders. Die Drupa - Messe für Druck und Papier - stand an und ich bekam die Chance, für mindestens 5 h Düsseldorf auf eigene Faust zu erkunden, fernab von jedem Messetrubel. Der Messe-Parkplatz hatte gigantische Ausmaße und war zum besseren Wiederfinden des fahrbaren Untersatzes in Felder aufgeteilt. P1, Feld 14 a, gelbe Schilder, gelbes Ticket... Das sollte man doch problemlos wiederfinden. Der Shuttlebus war brechend voll, weitere Busse standen schon abfahrtbereit. Trotzdem bewegte sich eine Riesenschlange aus Anzugträgern, Aktentaschenhaltern und lässigen Jeansbesitzern unaufhaltsam gen Haltestelle. Alle ware erstaunlich gelassen. Nach 5 min. Fahrt mit "Ölsardinenbüchsenfeeling" kamen wir an der Messe Ost an. Ich verließ fluchtartig das Gelände und kämpfte mich durch die Massen, die zur Messe wollten und mich entgeistert anstarrten. Es war kurz nach 10 Uhr und die Tore der Drupa hatten sich gerade geöffnet. Nein, ich lief nicht in die falsche Richtung! Nur schnell weg von hier! Das U-Bahn-Schild war schon in Sichtweite, da kam eine Art Straßenbahn angezuckelt. Herrlich! Einige Minuten später traf ich am Hauptbahnhof ein. Ein Gewimmel und Geschwirre! Menschen aus aller Herren Länder tummelten sich hier, eilten im Stechschritt von A nach B oder flanierten. Ich wollte nur weiter, und zwar zum Medienhafen. Die Straßenbahn Richtung Neuss befand sich vor dem Haupteingang. Leider stieg ich eine Haltestelle zu früh aus und "verfranzte" mich ein wenig. Aber so sah ich wohl mehr von Düsseldorf, als ich eigentlich wollte. 20 min. später stand ich dann endlich am Hafen, vor mir das große Kino, dahinter, teilweise noch versteckt, nette Bauten. Das Wetter war ziemlich wechselhaft, aber so lange es nicht wie aus Kübeln goss, konnte ich getrost mit der Kamera arbeiten. Dieser Hafen macht süchtig, fotografiersüchtig! An jeder Ecke ein neues Highlight! Glas, Metall, Beton, Steine, Licht, Schatten, Regen. Das Häuserensemble von Frank O. Gehry: eine Offenbarung!


30 min. und 100 Fotos später genehmige ich mir eine kleine Pause und steuere den unerwartet auftauchenden Star-Bucks an. Eiskaffee und Wrap als Frühstück - das muss einfach sein. Leider entgeht mir in dieser Ruheoase, dass draußen mittlerweile ein Wolkenbruch herniedergeht. Gut gelaunt will ich das Cafe verlassen und stehe im wahrsten Sinne des Wortes ... im Regen. Schnell in die gegenüber liegende Haltestelle gehuscht und auf die passende Schauerpause gewartet. Nach 5 min. ist der Himmel gnädig mit mir und ich kann zur Straßenbahnhaltestelle sprinten. Es geht zurück zum Hauptbahnhof. Hier vergnügen sich momentan einige Ordnungshüter mit Punks. Die Japaner sehen es mit Begeisterung und packen ihre Kamera aus. Ich nicht. Mein Weg führt mich zur U-Bahn und mit der geht es geradewegs in die City zur Galeria Kaufhof. Mein Ziel: die Feinkostabteilung. Und während ich gerade dank des Angebotes Bauklötzer staune, klingelt mein Handy. Ich könnte zurück zum Treffpunkt kommen. Ach, das Leben ist manchmal schon gemein! Aber eine Packung bretonische Butter mit Meersalz kaufe ich mir noch bevor ich zur nächsten U-Bahn stürze und mit ihr wieder zur Messe Ost fahre. Mittlerweile kommt mir ein Menschenstrom entgegen. Es ist nach 15 Uhr und die ersten Messegäste haben wohl genug gesehen. Kaum im Shuttle-Bus sitzend, geht ein Gewitter hernieder, das sich "gewaschen" hat. Wieder Glück gehabt. Na ja, fast. Denn kaum habe ich den Bus verlassen, setzt ein Starkregen ein und ich werde bis zu den Knien mit Schlammspritzern bedacht. Auf der Rückfahrt kurz vor Mannheim fährt vor uns ein offenes Cabrio. Als die ersten Tröpfchen herniederprasseln, bremst das Auto abrupt ab (auf der Autobahn wohlgemerkt!) und schließt sein Verdeck. Wie kann man nur so lebensmüde sein?
Fazit des Tages: stressig, erlebnisreich, fotoertragreich und irgendwie verrückt! Düsseldorf: irgendwann komme ich bestimmt wieder!