12 km klingt komisch - ist aber wirklich so, denn heute sollte ein reiner Zug- und Bustag werden. Und das war auch gut so. Gegen 7.30 Uhr packte ich bereits meine Sachen und machte mich auf zum Bahnhof Visp, um dort Essen, Getränke, Geld und vorsorglich die Zugkarte von Brig nach Oberwald zu kaufen.
Dann fuhr ich mit dem Rad weiter nach Brig, erreichte kurz vor Einsetzen des Regens den Bahnhof, suchte mir einen Zug heraus (der sogar eine Stunde früher als geplant losfuhr). Der Regen wurde immer stärker und man sah leider nicht viel von der Landschaft, nur soviel: ich hatte instinktiv das Richtige getan, denn die Strecke war verdammt bergig und der Regen war so intensiv, dass ich es per Rad niemals bis 13.20 Uhr nach Oberwald geschafft hätte. Leider ließ ich im Zug meine teure Radbrille zurück und war etwas sauer darüber (sie tönte sich je nach Lichteinfall von selbst und war federleicht). Nun ja, bei Regen benötigt man natürlich keine Brille, aber trotzdem kam ich mir irgendwie *nackt* vor. Von Oberwald war ich arg enttäuscht. Nur ein kleiner Bahnhof mit 2 Bahnsteigen und einem Kiosk. Davor eine lange Autoschlange mit genervten Insassen. Es stellte sich heraus, dass hier auch die Autoverladung zur Realp war - nicht jeder wusste wohl, dass man dafür ein Ticket benötigte, was zu Dauerhupen und diversen Ehestreitigkeiten führte. Ich nahm mir daher eher ein schöneres Fotomotiv vor: eine Dampflok. Zum ersten Mal sah ich zu, wie eine Dampflok mit Wasser betankt wird. Seit 2001 darf in der Schweiz übrigens keine Dampflok mehr mit Kohle fahren. Es wurden alle Exemplare auf Öl umgestellt - der Umwelt zuliebe.
13.14 Uhr konnte ich mein Gepäck samt Rad im Schweizer Postbus verfrachten und gegen 13.30 Uhr ging dann die Fahrt über den Grimselpass los. Ursprünglich hatte ich mir vorgenommen, ab Grimsel Passhöhe mit dem Rad nach Innertkirchen zu fahren. Aber das Wetter war einfach zu mies. Als wir die Passhöhe erreichten (und man sogar die Murmeltiere im Park beobachten konnte), kamen uns blau gefrorene Radfahrer und Wanderer entgegen, die noch einen Platz im Bus suchten. Ich hatte also schon das 2. Mal an diesem Tag die richtige Entscheidung getroffen.
Erschreckend, wie sehr der Gletscher in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Hinter mir saß eine Frau, die einem amerikanischen Jungen erklärte, dass ihre Mutter in den 40er Jahren noch den Gletscher bis zum Hotel im Tal erlebt hatte!
Der Busfahrer erzählte auch immer wieder Wissenswertes über die Stauseen, die steilsten Bergbahnen, die längsten Hängebrücken etc. Es war sehr kurzweilig, sehr lehrreich und sehr schön auf diesen 38 km über den Pass. Aber jede Fahrt hat mal ein Ende und in Innertkirchen war es dann auch für mich soweit. Ich bepackte mein Rad wieder und fand auch sofort den anvisierten Campingplatz. In einer Regenpause baute ich das Zelt auf, labte mich an den Schweizer Käsekreationen und schlief erst einmal. Am Abend zahlte ich die 15 CHF Platzgebühr, las und schrieb die Ansichtskarten und dann war auch dieser Tag für mich vorüber.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen