Freitag, 7. August 2009

Tour de Suisse - 6. Tag - von Bois Noir nach Visp (72 km) [23 km]

Bois Noir verließ ich gegen 9.30 Uhr. Dank des Feiertages herrschte um diese Zeit noch eine himmlische Ruhe. Mit der war es leider ganz schnell vorbei, als ich bergauf vom Campingplatz auf die große Straße fahrend, in den 1. Gang schalten wollte und sich die Kette plötzlich zwischen Pedale und kleinem Zahnkranz wiederfand. Also wieder alles komplett abbauen, das Rad auf den Kopf stellen, mit einem Stöckchen die Kette anheben , die Pedale drehen - und zum Glück war das Malheur schnell behoben. Das hätte mir noch gefehlt: zum 1. August eine gerissene Kette.

Nun ging es erst mal nach Martigny - unweit davon ist ja der St. Bernhard, wo die süßen Bernhardiner herkommen. Natürlich durfte das Motiv auch auf keiner Ansichtskarte fehlen und ich kaufte gleich mal 4 Stück für die liebe Verwandtschaft. An einer Tankstelle fand ich einen geöffneten Migolino - eine kleine Version des Migros und konnte mich so glücklicherweise mit Getränken, einem leckeren Frühstück und einem Wassereis eindecken. Der heutige Tag schien besonders heiß zu werden.

Weiter führte mich die Reise nach Sion. Auch hier war mir Kompass, Karte und ein Blick auf die Infrastruktur eine große Hilfe, um die richtige Route zu finden. Es ging immer entlang der Rhône, flankiert von wunderschönen Apfel- und Aprikosenplantagen. Und natürlich die Berge re. und li. entlang des Weges. Meine Kamera wurde ganz schön strapaziert. Sion war komplikationslos. Weiter ging es nach Sierre. Und dort hatte ich wirklich einen Tiefpunkt meiner Tour erreicht. Zum einen zeigte das Thermometer mittlerweile 36 Grad an - und so fühlte ich mich auch! Andererseits wurde man als Radfahrer in die Irre geleitet. Ein Kreisverkehr, bergauf, 2. Kreisverkehr, bergab - und man landete wieder am 1. Ich kam mir sowas von veralbert vor! Und die Kräfte ließen spürbar nach. Da halfen keine Getränke und auch kein wassergekühltes Tuch unter dem Helm. Ich war fertig mit der Welt und in diesem Augenblick trat ein Schweizer in mein Blickfeld - er kannte sich als Tourist wohl sehr gut dort aus und empfahl mir dringendst, den Bahnhof in Salgesch aufzusuchen und von dort weiter nach Visp zu fahren. Der Bahnsteig hatte alle Vorzüge, die ich als vollgepackte Radfahrerin so schätzte: Rampen, um auf den anderen Bahnsteig zu kommen, Niederflurbahn zum problemlosen Einsteigen und ein Radabteil. Mehr konnte man sich einfach nicht wünschen. Und kurze Zeit später kam ich in Visp an und zog das Interesse eines älteren Schweizers auf mich. Er war anfangs schockiert über das viele Gepäck, was ich mit mir führte, aber ich konnte ihn beruhigen, dass das während der Fahrt gar nicht ins Gewicht fiel. Er warnte mich auch vor, dass es am folgenden Tage regnen sollte (was auch wirklich eintrat). Ich fuhr nun zum mir schon bekannten Campingplatz Mühley, der in den letzten Jahren an Größe zugenommen hat. Hier wurde ich sehr freundlich empfangen, erhielt einen tollen schattigen Platz unter Bäumen. Wieder ein 1 A Service! Diesmal hatte ich genug Zeit, um meine Wäsche zu waschen - diese hängte ich dann auf der Leine auf, die zwischen Baum und umgedrehtem Fahrrad aufgespannt war. Das Gebilde sah etwas abenteuerlich aus, erfüllte aber voll und ganz seinen Zweck! Die Dusche war eine wahre Wohltat! Das Essen schmeckte heute besonders gut. Ein älteres holländisches Ehepaar kam auch noch mit mir ins Gespräch. Ich fühlte mich rundum wohl und genoss auch den tollen Vollmond am Abend, der zwischen den Bergen verschwand. Überall wurde gefeiert, aber ich war so müde, dass mich das auch nicht mehr störte.

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